Mit Niebuhr und Social Media die Kultur transformieren

Am ersten Vormittag von „Netzkirche 2014“ gab es zunächst eine allgemeine Einführung in das Thema Blogs und Bloggen anhand eines Teils einer Präsentation, die ich in diesem Blog schon früher verlinkt und für diese Fortbildung noch einmal leicht aktualisiert habe. Die Prezi bietet eine Übersicht über die kirchliche/christliche Blogszene sowie Argumente, die sowohl aus technischer wie aus inhaltlicher Sicht für das Bloggen (allgemein und gegenüber den Sozialen Netzwerken) sprechen.

ralpeDanach referierte Ralf Peter Reimann (@ralpe auf Twitter) über „Richard Niebuhr als ‚Koordinatensystem‘ für die christliche Verkündigung im Netz. Ralf Peter bezog sich dabei auf Niebuhrs Schrift „Christ and Culture“, die mehrere Möglichkeiten des Verhältnisses des Christentums zur umgebenden Kultur aufreißt:

  • Christ Against Culture (Mönchtum)
  • The Christ of Culture
  • Christ Above Culture
  • Christ and Culture in Paradox
  • Christ the Transformer of Culture

Ralf Peter hat diesen Ansatz bereits 2003 in einem Aufsatz mit dem Titel „Die Cyber Church zwischen Tradition und Postmoderne“ aufgenommen, um das kirchliche Engagement im Internet einzuschätzen.

Ein Auszug aus seinem Fazit:

Für eine Kirche, die sich im realen Leben als Volkskirche versteht, ist es daher unangebracht, mit ihren Internetaktivitäten dem Paradigma „Christ against Culture“ zu folgen, da die Gemeinden vor Ort sich auch nicht als Gegenwelt zur sie umgebenden Gesellschaft verstehen. Der Ansatz „Christ of Culture“ ist kulturgeschichtlich dem Kulturprotestantismus zuzurechen, die Übertragung auf das Internet erweist sich insofern als problematisch, als dass die „bottom-up“-Kultur des Internet sich nur schlecht mit einem traditionellen Kulturbegriff vereinbaren lässt. […]

Die drei anderen Typologien zeigen Möglichkeiten auf, wie kirchliche Online-Kommunikation sich erfolgreich entwickeln kann. Wenn auch nach Niebuhr für die verschiedenen Typologien andere theologische Kronzeugen herhalten, so überwiegt doch in diesen Ansätzen das Gemeinsame, so dass auch Niebuhr sie zusammen verhandelt hat. Der Focus der drei Paradigmen „Christ above Culture“, „Christ and Culture in Paradox“ und „Christ the Transformer of Culture“ ist im Detail verschieden, jedoch lassen sich auf ihnen basierende Kommunikationsstrategien komplementär realisieren, sie schließen sich auf einer pragmatischen Ebene nicht aus, sondern ergänzen sich. Wenn Kirche auf dem Marktplatz Internet bestehen will, muss sie sich jedoch auf seine Kultur und Spielregeln einlassen, denn die Zeit ist reif für Partnerschaften und Kooperationen mit nicht-kirchlichen Partnern. Niebuhrs Paradigmen können dafür Leitfaden sein.

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