Einige Praxisbeispiele im Überblick

Martin Luther schreckte nicht vor modernen Medien zurück. Die damals brandneue Erfindung des Buchdrucks ermöglichte die Verbreitung seiner Reformations-Gedanken. Heutzutage leben wir abermals in einer medialen Revolution: Das Internet bietet unzählige Möglichkeiten, viele Menschen mit wenig Aufwand zu erreichen. Gläubige vernetzen, Glauben verbreiten, christliche Werte vermitteln – wie nutzen Pfarrer, Gemeinden und Kirchen diese neuen Chancen?

via Verkündigung 2.0 – Mission mit modernen Medien 

Dieser Übersichtsartikel auf evangelisch.de beinhaltet jede Menge Anregungen aus der kirchlichen Praxis, wie die sozialen Medien und Netzwerke genutzt werden können – natürlich nur angerissen, aber es ist ja ohnehin sehr personen- und situationsabhängig, wie solche Ideen anderswo aufzunehmen und umzusetzen sind.

Als da wären:
– Pfarrer/innen-Blogs
– Online-Materialsammlungen für Konfis
– Interaktive Online-Gottesdienste bzw. Online-Andachten
– Online-Gebetbuch
– YouTube in der Konfi-Arbeit
– Bibellese auf Facebook
– Jesus-Schnitzeljagd für Konfis auf Facebook
– Konfi-Unterricht mit Twitter
– (Facebook-)Chat-Seelsorge
u.v.m.

Die Second-Screen-Erfahrung erweitern

In der Schlussrunde der #Netzkirche-Fortbildung habe ich dazu angeregt, die Second-Screen-Erfahrung, die viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Twitterwall erstmals gemacht hatten, im Nachgang noch zu erweitern: nämlich, einmal zu beobachten, was sich zu verschiedenen Fernsehformaten, vor allem Tatort oder Talkshows, auf Twitter so tut – und den jeweiligen Hashtag, also #Tatort oder #Lanz oder #Illner zu verfolgen. Und am besten natürlich: selbst dabei mitzumischen.

Zu diesem Thema – „Social TV“ – ist jetzt ganz aktuell eine Präsentation auf SlideShare erschienen, die durchzublättern ich empfehlen kann. Interessantes Detail: Parallel zur TV-Ausstrahlung des japanischen Anime „Castle in the sky“ im Dezember 2011 waren 25.000 Tweets pro Sekunde (!) zu verzeichnen. Eine „Tatort“-Ausstrahlung kommt auf gut 30 Tweets. Pro Minute.

Praxisbeispiel: Konfi-Unterricht auf Twitter

„Arbeitsblatt“ zum Konfi-Unterricht auf Twitter, von Pfarrer Stefan Mendling, Wiesbach/Pfalz (Quelle:http://www.kiwipfalz.de/twitter.jpg)

Als weiteres Praxisbeispiel hatte ich selbst bei unserer Fortbildung die Form des „Twittergottesdienstes“ vorgestellt. Ich werde das auch noch verbloggen. Hier aber schon eine andere tolle Idee: Kollege Stefan Mendling (@donmacillo) hat sich vom Gehörten dazu anregen lassen, einmal eine Konfi-Stunde auf Twitter zu versuchen. Gemeindemenschen.de, das Portal für Ehrenamtliche in Kirche und Diakonie, vertreten auf Twitter unter @Gemeindemensch, hat mit Stefan ein Twitter-Interview zu diesem Projekt geführt. Hier gibt’s die Zusammenfassung als Storify-Story:

Twitternde Konfirmanden

Zur Nachahmung empfohlen! 🙂

Ich greife einmal die für mich wichtigsten Punkte aus Stefans Antworten heraus:
– Sinnvoll ist es, die Konfis in Gruppen arbeiten zu lassen – damit sie sich gegenseitig helfen können, wenn sie mit Twitter Probleme haben.
– Die entscheidenden Vorteile des Einsatzes von Twitter als Kommunikationsmedium im unterricht: Jeder Konfi-Beitrag kann eingebracht werden, alle kommen zu Wort, alle Beiträge bleiben erhalten und können auch noch nach der Konfistunde nachgelesen und weiter kommentiert werden.
– Und: Nicht übers Knie brechen, wenn noch keine oder wenig eigene Erfahrungen vorhanden sind. Erst mal selbst in Twitter reinfinden, ausprobieren, den Spaß dran entdecken und entwickeln – und dann kann’s an die Vorbereitung eines solchen Projektes gehen.

Twitter: Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1

In vier Arbeitsgruppen haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildung mit – ihnen jeweils noch unbekannten – sozialen Netzwerken beschäftigt und anhand folgender Leitfragen recherchiert:

  • „Was bietet dieser Dienst grundsätzlich?“
  • „Was ist das Herausstellungsmerkmal dieses Dienstes?“,
  • „Wozu könnte dieser Dienst kirchlich genutzt werden?“
  • „Gibt es Rechtliches zu beachten?“ (Persönlichkeitsrecht, Urheberrecht, Datenschutz)

Als Quellen dienten: Wikipedia, Annette Schwindts Blog „In Sachen Kommunikation“, sowie pb21.de. Es war für diese Vorrecherche noch nicht zwingend nötig, sich beim jeweiligen Netzwerk anzumelden (was einige dennoch taten).

Hier die im Etherpad festgehaltenen Ergebnisse der Twitter-Arbeitsgruppe. Ich werde sie bei Gelegenheit noch redaktionell überarbeiten bzw. ergänzen.

ad 1 (Was ist das?): Micro-Blog, pro Nachricht 140 Zeichen. Sozusagen modernes Telegramm mit Schneeball-Systemfunktion (retweet), Tweets (Substantiv zu twittern) können abonniert werden, über # können Nachrichten gefiltert werden, über # auch Austausch einer Gruppe möglich

ad 2 (Herausstellungsmerkmal): kurz und schnell – Echtzeitinformation

ad 3 (mögliche kirchliche Nutzung): Evtl. um schnell Konfis zu informieren… Achtung: haben alle einen Account? Allgemein: Infos über Gemeindeveranstaltungen verbreiten!

Auf die Frage, wie sich Twitter konkret in der Gemeindearbeit nutzen lässt, antworteten Twitterati, welche die Fortbildung über den Hashtag #netzkirche verfolgten, unter anderem dies (Tweet-Inhalte redaktionell bearbeitet):

  • @alexschnapper: Twitter kann als schnellere Alternative zu Google dienen und zur besseren Vernetzung und Koordination.
  •  @gemeindemensch: Twitter lässt sich als Appetitmacher für Inhalte auf der Gemeindehomepage einsetzen. Für die Öffentlichkeitsarbeit. Als RSS-Feed mit Seele. Und nicht zu vergessen: im Gemeinde-Alltag als Feedback- und Kommunikationskanal.
  • @PastorSandy: Interaktion (Feedback, Austausch), Fürbitten, schneller & unkomplizierter Informationsfluss. [Fürbitten bezieht sich z.B. auf die Möglichkeit eines Twittergottesdienstes, worauf ich in einem anderen Eintrag noch einmal gesondert eingehe].
  • @maerys: An andere Zielgruppen herantreten; einfache Kommunikation – auch intern; lesen, was bei anderen dran ist – z.B. als Inspiration für Predigt, Fürbitten, etc.)
  • @_phoeni: Mit Twitter kann man noch breiter auf Veranstaltungen aufmerksam machen und auch Nichtgemeindemitglieder auf die Aktivitäten der Gemeinde hinweisen. Durch den Einsatz von Twitter zeigt man außerdem, dass man eine aktive Gemeinde auf der Höhe der Zeit ist. Auf jeden Fall signalisiert man, dass man sich auf Neues einlässt und zum Führen eines Dialogs bereit ist. Man erreicht auch verstärkt jüngere Menschen. Auch auf die Diskussion mit Nichtgläubigen sollte man sich mutig einlassen. Aber auch ältere Menschen an Twitter heranzuführen ist sinnvoll. Für viele, auch in meiner (d.h. @_phoeni) Timeline, ist Twitter das Tor aus Vereinsamung!
  • @dailybug: Wenn schon die Erfahrung lehrt, dass die Aufmerksamkeit auch während Gemeindeveranstaltungen (gar im Gottesdienst) durch die Smartphone-Nutzung auf anderes gerichtet ist, lässt sie sich durch den bewussten Einsatz von Twitter wieder auf das aktuelle Thema lenken.

ad 4 (Rechtliches): Bislang offene Frage: Ab wie vielen Jahren darf man eigentlich einen Account anlegen?

Mittels einer Twitterwall können alle Tweets zu einem bestimmten Schlagwort („Hashtag“) übersichtlich dargestellt und z.B. mit einem Beamer an die Wand geworfen werden. So lässt sich bei Veranstaltungen Live-Feedback einbinden.

Nützlich zum Einstieg ist dieser einführende Blogartikel, auf den @mechthildwerner via Twitter aufmerksam gemacht hat: Twitter für Fortgeschrittene – oder übliche Schritte in die Twitter-Lust und -Sucht

Und der Artikel Anatomie eines Tweets auf loveitorchangeit.com erläutert mit Hilfe eines Screenshots sehr anschaulich die verschiedenen Elemente RT (Re-Tweet), @-Reply/Mention, Kurzlinks, Hashtags, Metadaten etc.